Forums-Blog - Heikos heiteres Leben - Beschreibung
Beliebteste Blog-Artikel in Forums-Blog - Heikos heiteres Leben
|
Die FDP (fatal dämliche Politiker) betreibt seit bald einem halben Jahrzehnt ein sehr erfolgreiches Abwrackprogramm in eigener Sache, angeführt durch die Person deren Gesicht einer Abrissbirne Konkurrenz machen könnte, da selbst Wackersteine vor ihm reißaus nehmen dürften: Guido Westerwelle. Erst gestern zeigte die FDP von ihrer humanitären Ader, indem sie persönlich die Transfergesellschaften für die Schlecker-Mitarbeiter abgerissen haben. Dies war aus ihrer Sicht verständlich: Sämtliche soziale Akte sind ja nur für die ärmeren, unteren Schichten, selten für die so hoch gelobte Mittelschicht oder gar für die von ihnen besetzte Oberschicht (wobei ich hier von einem finanziellen Pegel rede, einem der wenigen, wo man die FDP als "Oberschicht" bezeichnen kann). Dies birgt letztlich aber die Frage, ob die FDP sich nicht doch geschlossen zu einem mehrjährigen Urlaub entschlossen hat und selbst 2% noch als zu stark dafür angesehen hat.
Nun aber schlug Westerwelle zurück. In dem Sinne, das erstmals seit langem ein durchaus intelligenter und sogar witziger Kommentar von ihm kam, und ich - erstmals überhaupt, so wie ich mich erinnere - diesmal der FDP zustimmen muss. Als besonderen Bonus: Gegen die Meinung der Grünen.
Was war passiert? Nun, es geht um den europäischen Rettungsschirm ESM, der mal wieder vergrößert werden soll, nach Meinung des französischen Finanzministers auf eine Billion (zur Verdeutlichung: Das sind eine Million Millionen). Die Bundesregierung war noch nicht ganz von ihren Medikamenten abgesetzt worden und will zusammengerechnet nur 190 Milliarden bereit stellen, davon lediglich 22 Milliarden als tatsächliches Geld, den Rest als potentiell abrufbares Geld. Das dann also gewissermaßen trotzdem nicht uns gehört, aber noch bei uns liegt, oder so. Jedenfalls war natürlich die FDP nicht ganz dafür, das wir unser schönes Geld den Bedürftigen geben, und stritt sich daher unter anderem mit den Grünen im Bundestag über die Sache.
Jürgen Trittin verteidigte diese komplexen Angelegenheiten, wie es sich für einen Politiker gehört, mit einer Metapher. Er nahm dabei den Schirm wörtlich: "Wenn die Hose nicht nass werden soll, muss der Schirm nunmal breit genug sein!", was durchaus eine logische und nachvollziehbare Analogie war...aber unserem Bundesguido eine tolle Retourkutsche verschaffte. Die große Stunde Westerwelles schlug dann, als er als Antwort sagte: "Ja, aber wenn die Hose von innen nass wird, nutzt auch ein breiter Schirm nichts!" Nicht nur hat er damit hervorragend Trittins Metapher auf den Kopf gestellt und mit einem schönen Anfall von Toilettenhumor zu Lachkrämpfen im Bundestag gesorgt: Er hat einen Punkt. Was er meinte, war das es sinnlos ist, ständig Geld in die Schuldenlücken zu stopfen...man sollte stattdessen verhindern, das diese Lücken auftreten! Was sicherlich einfacher gesagt als getan ist, und ich mag der FDP auch nicht zutrauen, das nötige Geschick zu haben, in einer Regierung die Ausgewogenheit aus sinnvollen Maßnahmen zur Konjunkturrettung und drastischer Kürzung der Staatsausgaben hinzukriegen (zumal die FDP seit jeher eher für eine drastische Kürzung der Staatseinnahmen kämpft), aber das darf nicht als Ausrede gelten, es den anderen Parteien ZU einfach zu machen.
Auch wenn ich ihnen nicht zutraue, es selber lösen zu können: Die FDP, in Person von Westerwelle, hat meiner Meinung nach in dieser Situation tatsächlich Recht und genießt ein Sternchen auf der Wange. Vielleicht ist das ja endlich der viel erhoffte Umschwung!
Ich hoffe nicht.
Nach einem für mich erfolgreichen und produktiven Tag bin ich irgendwie vor dem Kino gelandet, und hab mein Portmonee gefragt, ob ich vielleicht mal wieder einen Film sehen konnte. Das Portmonee sagte nichts, da es ja ein lebloses Objekt war, aber ich hatte genügend Geld, um mir "die eiserne Lady" anzusehen, den Film über Margareth Thatcher.
Diese Historienfilme gab es zuletzt ja häufiger. Ich persönlich bin ein großer Fan von "The Queen" und "Frost/Nixon", die jeweils einen kurzen, historisch aber sehr bedeutsamen Moment aus der Geschichte Großbritanniens bzw. der USA nehmen, und ihn möglichst detailgetreu und interessant darstellen. In beiden Filmen wurden nicht groß Sachen dazu erfunden, es wurde vor allem probiert, von den jeweiligen Hauptpersonen (Queen Elizabeth II und David Frost) ein genaues Portrait zu malen, und die damaligen Geschehnisse den Zuschauern nochmal neu vorzuspielen.
In Frost/Nixon interviewt der charismatische David Frost den ehemaligen Präsidenten Richard Nixon einige Zeit nach dem Watergate-Skandal, und versucht, mehr Informationen und vielleicht sogar ein Schuldbekenntnis aus ihm heraus zu holen. Zwar kommt Nixon weiterhin ein wenig als schlechte Person herüber, aber der Film bemüht sich auch, den Stempel des "Scheusals" außen vor zu lassen, und ihn auch ein wenig als tragische Person dastehen zu lassen. In The Queen wird das Verhalten der Königsfamilie nach dem Tod von Diana beleuchtet, und sehr anschaulich präsentiert, warum sie es für richtig hielten, ihre Trauer nicht nach Außen zu zeigen. Der Film zeigt dabei auch einen jungen Premierminister Blair, und wie er gegen den Strom seiner eigenen Partei anschwimmt und alles tut, um die Königsfamilie zu retten, wobei seine Motivation dafür von seiner Frau, von der Queen, und auch von ihm selbst höchst unterschiedlich interpretiert werden.
Beide Filme beziehen sich auf einen kleinen, prägnanten Zeitraum der jeweiligen Personen, und mischen das Portrait vor allem mit der Interaktion zu einer anderen, ebenfalls skizzierten Person. Beide schieben ein wenig Dramatisierung und ein-zwei Metaphern ein, ohne diese jedoch in den Mittelpunkt des Filmes zu stellen, sondern lediglich als zusätzliche Hilfen. Und in der Erwartung eine ähnliche Erfahrung im Film über Maggie Thatcher zu erleben, setzte ich mich in den Saal und durchlebte eine halbe Stunde Filmwerbung, ehe es los ging.
Der Film beginnt mit einer alten Margareth Thatcher, wie sie einen halben Liter Milch kauft, und halb missachtet und etwas unhöflich von Jugendlichen den Weg zur Kasse abgeschnitten bekommt. Es war an sich ein guter, fast komischer Moment: Die eiserne Lady in einem kleinen Lebensmittelladen, als alte tattelige Oma. Ein gutes Sinnbild, das man Respekt vor älteren Herrschaften haben sollte. Aber es ist auch der Beginn des größten Problems des Films: Die Fixierung auf die alte Miss Thatcher, die mit Alzheimer kämpft und Halluzinationen von ihrem toten Mann hat. Ihr Leben und ihr Wirken werden als Erinnerungen gezeigt, und sind gelegentlich nur Schnipsel, die mit vielen Szenensprüngen einige bedeutende Momente im Zeitraffer erklären. So wird die Zeit im zweiten Weltkrieg nur in 2-3 Szenen gezeigt, und ihr Leben mit ihrer Familie regelrecht überflogen. Der Eintritt in die konservative Partei, ihre ersten Kandidaturen, die Wahl zur Vorsitzenden: Alles nur angedeutet.
Wenn der Film mal für einige Minuten an einem Punkt in der Vergangenheit verweilt, zeigt er aber seine Klasse. Madame Thatcher wird als erzkonservative Frau gezeigt, die streng ihren Prinzipien vertraut, und klar glaubt, mit diesen das Beste für ihr Land zu tun. Man sieht, weshalb sie auch heute noch kritisch beäugt wirkt, merkt aber auch, weshalb sie über 10 Jahre im Amt blieb. Ihre Berater drängen auf sie ein, Kompromisse einzugehen, um die Mengen zu beruhigen. Ihre Antwort: "Die Medizin ist stark, aber der Patient muss sie vertragen können." Sie bleibt sich treu vertritt konsequent das, woran sie glaubt, egal, was die anderen sagen. Dies ist sowohl im positiven, als auch im negativen Sinne gemeint. Es zeichnet sie nicht in einem sympatischen Licht. Aber es erklärt, warum sie so ist, und weshalb sie, aller Kritik zum Trotze, eine bewundernswerte Frau bleibt.
Doch leider sind diese Momente oft von einem Springen zur alten Thatcher unterbrochen. Diese Thatcher, die sich Jahre nach dem Tod ihres Mannes endlich dazu durchringen lies, seine Sachen wegzugeben, dies jedoch halbherzig vor sich hin schiebt, und stattdessen ständig Halluzinationen von ihrem Mann hat, mit dem sie über aktuelle Dinge redet, ihr eigenes Leben kommentiert, und mit dem sie über die Personen um sie herum meckert, die sie nicht alleine heraus gehen lassen wollen, sie zum Arzt überreden oder ihr Arbeit abnehmen wollen. Zeitweise will sie die Halluzinationen ignorieren, aber landet doch immer wieder bei ihnen.
Der Film findet sein Finale in der Absetzung von Thatcher, und die Gedanken daran scheinen ihren Konflikt in der jetzigen Zeit zu lösen, indem sie die Sachen ihres Mannes endlich in Tüten packt, und sich dann von der Halluzination verabschiedet. Das heißt, erst tut sie das, aber dann fleht sie sie an, doch zu bleiben. Dieses Ende hat der Film meiner Meinung nach wirklich nicht verdient. Nicht nur, das die Parallele ihre politischen Wirkens und ihres privaten Problemes, nicht los lassen zu können, eine irgendwie unpassende Verbindung war, ihr letztliches Flehen, das die Halluzination nicht weggeht, kollidiert stark mit ihrer bisherigen Charakterisierung, und reißt die Parallele im Nachhinein komplett weg.
Letztlich verließ ich mit gemischten Gefühlen den Kinosaal. Ich hab das Gefühl, viel über Margareth Thatcher gelernt zu haben, und bin jetzt drauf und dran, die Bücher und Internetseiten nach mehr Infos zu durchforsten. Aber es waren fast ausschließlich die Szenen aus der Vergangenheit, die den Film sehenswert machten. Der Rahmen, die alte Maggie Thatcher, war keine per se schlechte Idee, war aber schwach umgesetzt und hat viel zu oft den Fluss des Filmes unterbrochen. Meiner Kurzbeschreibung der obrigen Filme folgend, währe es vielleicht klüger gewesen, sich auf einen prägnanten Ausschnitt ihrer Amtszeit zu konzentrieren, was in Thatchers Fall der Bombenanschlag aufs Grand Hotel, oder noch besser, der Falklandkrieg gewesen sein könnte. Es wäre sicherlich schwer gewesen, ein so komplexes Leben in wenigen Wochen darzustellen, aber andererseits wäre viel mehr Zeit vorhanden gewesen, sie besser zu skizzieren. Die Interaktion mit einer anderen, historischen Person wäre in Thatchers Fall vielleicht nicht so wichtig gewesen, ist jedoch in Ansätzen in ihrem Ehemann vorhanden. In der Vergangenheit wird deren Leben jedoch nur in Stücken erzählt, in der Jetztzeit drängt es sich widerrum zu sehr auf.
Fazit: Der Film hat einiges an Potential verspielt und die großen Lobpreisungen in meinen Augen nicht verdient. Da die Szenen aus der Vergangenheit, über den Aufstieg und (sehr plötzlich behandelten) Fall der eisernen Lady, jedoch außerordentlich gut sind, ist der Fall trotzdem sehenswert. Allerdings reicht er nicht an Meisterwerke wie "The Queen", und auch nicht an "Frost/Nixon" heran
|